Willkommen auf der Webseite des Samuel Jonsson Kunstmuseums, dessen Lage unten auf den Landkarten eingezeichnet ist.
Auf diesem deutschen Teil der Webseite erfahren Sie die wesentlichsten Inhalte zum Leben Samuel Jonssons. Wenn Sie mehr über das ganze Museums- und Restaurationsprojekt erfahren wollen, dann klicken Sie oben auf die verschiedenen Links. Oder noch besser: Besuchen Sie den Ort!
Diese Links sind mit deutschen und englischen Kommentaren versehen. Die Inhalte von HEIM (Home) und SÖGUR (Geschichten) sind hier unten nachzulesen.
Das Museum besteht aus der Hinterlassenschaft des 1969 verstorbenen isländischen Künstlers Samuel Jonsson. Auf
dieser Webseite werden Sie mit allen Aspekten seines Werkes und den heutigen Aufgaben des Museumsbetriebes bekannt gemacht . Das Museumsgelände in den
isländischen Westfjorden mit den von Samuel erbauten Häusern und dem dazu gehörigen Skulpturengarten war für 20 Jahre sein letzter Lebens- und Arbeitsort..
Samuel Jonsson wurde 1884 geboren und starb 1969. Sein ganzes, von harten sozialen und physischen Verhältnissen geprägtes Leben spielte sich in den isländischen Westfjorden ab, überwiegend in dem damals noch von Farmern und Fischern besiedelten Selardal (Seehundtal) im Arnarfjördur (Adlerfjord), wo heute auch sein Museum steht. Heute leben in Selardalur dauerhaft keine Menschen mehr
.
Über seine Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Sicher ist, dass er als Kind mit seiner Mutter zusammen lebte, die auf verschiedenen Farmen in Selardalur arbeitete.
Er wuchs teilweise auch in einen Pfarrhaus auf und wurde dort neben der Schule zu harten Arbeiten heran gezogen , vor allem mit Schafen. Über
dieses lieblose Leben als Junge bei dem Pfarrer hat er sich später im Alter sehr beklagt. Samuel lernte in Selardalur auch seine spätere Frau Salome kennen, mit der er dann drei
Kinder besaß, die aber alle sehr früh verstorben sind. Für zwanzig Jahre siedelte die Familie in das benachbarte Krossadalur über (Kreuztal), um dort ihren eigenen Farmbetrieb zu
bewirtschaften. Dort baute Samuel auch sein erstes Haus aus Beton, wobei er dieses Material lieben lernte. Die Ruinen diesen Hauses in Krossardalur sind heute noch vorhanden.
Samuel und Salome betrieben wohl insgesamt über 40 Jahre das harte Geschäft von Fjordbauern.
1948 siedelten sie zurück nach Selardal im Adlerfjord und erwarben dort ein kleines Haus auf dem Grundstück namens Brautarholt (Weghügel). Salome starb bald 1949. Im Alter von 65 Jahren stand Samuel Jonsson nun allein. So begann er seinen alten Lebenstraum zu verwirklichen und als Kunstschaffender tätig zu werden. Obwohl er nie eine künstlerische Ausbildung geniessen konnte, hatte er sich sein Leben lang in seiner Freizeit sehr viel mit Kunst und Kunsthandwerk beschäftigt. Als Rentner hatte er nun die Zeit, sich ganz der Kunst widmen zu können. 20 Jahre hat er dann auf Brautarholt als alter Mann gearbeitet. Die Besucher können es heute angesichts des gewaltigen Umfangs seiner Arbeiten kaum fassen, dass ein im Alter so fortgeschrittener Mensch so etwas leisten kann, zumal bekannt ist, dass Samuel alle Arbeiten weitgehend alleine verrichtete, ohne Tiere, Elektrizität, Maschinen oder fließendem Wasser im Haus. Ein Jahr vor seinem Tod, 1968, erblindete er fast vollständig, was ihm noch ein Jahr in einem Altersheim in Patreksfjördur bescherte.
Sein Grab ist auf dem Friedhof der alten Selardal-Kirche zu finden, neben dem seiner Frau. Auf seinem Wirkensgelände steht heute ein Gedenkstein.
Samuel erhielt im Fortschritt seines Werkes vor allem in Sechzigerjahren durchaus öffentliche Anerkennung. Dies durch seine bescheidenen
Ausstellungen, wohlgesonnenen Zeitungsartikeln und dem darauf einsetzenden Besucherstrom. Nachweislich hatte er eigene Bilderausstellungen in Reykjavik und in Akureyri. In der isländischen
Kunstgeschichte wird er geführt und beschrieben unter der Rubrik Naive Kunst. (Siehe in dem Buch Naive and Fantastic Art in Iceland vom Verlag Iceland Review,
1989). Der Artikel über ihn ist auf dem obigen Link GREINAR nachzulesen. Samuel gehörte zu den ersten isländischen Künstlern, die konsequent das Betonmaterial zur Umsetzung ihrer
Ideen einsetzten.
Die Hinterlassenschaft Samuel Jonssons ist sehr überschaubar, weil sich alle Gebäude und Skulpturen ohne Verlust auf seinem
Wirkensort in Selardalur befinden. Der größere Teil seiner Gemälde existiert ebenfalls noch aber diese befinden sich bis auf eine Ausnahme ausschließlich in privater Hand. Samuel schuf auch viele
eindrucksvolle Kleinkunstwerke aus Sperrholz und Pappe. Dieser Teil seiner Werke ist zu 90% verloren gegangen. Das Meiste davon ist wohl nach seinem Tod vom Gelände verschleppt
worden.
Das Ensemble auf Brautarholt besteht aus drei von ihm errichteten Gebäuden: Einem Museumsgebäude aus Beton, einem Wohnhaus, überwiegend in Holz gebaut und einer Kirche in Mischbauweise. Der zwischen den Häusern liegende Skulpturengarten besteht aus Figurengruppen und einzeln stehenden Figuren und bilden zusammen einen Skulpturengarten. Alle Figuren bestehen ausschließlich aus Beton.
Am bekanntesten dürfte Samuels originelle Kopie des Löwenbrunnens von Alhambra sein und die Statue Leif Erikssons, des wahren Entdeckers von Amerika. Fotos von Samuels Ensemble in grandioser Landschaft sind heute aus keinem isländischen Reiseführer mehr wegzudenken.
Samuel Jonsson hat nie etwas aufgeschrieben über sein Leben. Alles was wir heute wissen, stammt von seinen Nachbarn, Besuchern oder Freunden. 1976,
also 7 Jahre nach dem Tod Samuels, veröffentlichte sein Freund und Nachbar Hannibal Valdimarsson einen ersten längeren Zeitungsartikel über Samuels Werk und brachte auch einige Geschichten
über ihn in Umlauf. Diese Artikel sind ebenfalls nachzulesen unter dem Link GREINAR.
Es war Hannibal, der auch Samuels Altargemälde nach dessen Tod vor dem Verschwinden rettete, indem er es in ein Archiv überbrachte. In Samuels Kirche ist heute nur eine Kopie zu sehen. Die Geschichte um dieses Gemälde ist unten zu lesen.
Einer der anerkanntesten isländischen Dokumentarfilmer Omar Ragnarsson erstellte 1981 seine vielleicht bekannteste Reportage. Es ist die um Gisli Uppsalir, dem kauzigen Einsiedler in Selardal, der ein Freund und Nachbar Samuels war. Im Zuge der Interviews kommt wiederum Hannibal zu Wort, der mit seinen Ausführungen über Samuel diesen endgültig im isländischen Öffentlichkeitsbewußtsein verankerte.
Diese Selardalreportage kann heute noch erstanden werden unter: STIKLUR von Omar Ragnarsson.
Ferner erstellten 1999 der Filmemacher Kari Scram und der Kunsthistoriker Olafur Engilbertsson eine Dokumentation, betitelt mit: "Concrete
dreams". Dem Museumsverein fehlen leider die finanzellen Mittel um diese für eine DVD digitalsieren zu lassen.
Nachfolgend nun einige der überlieferten Geschichten um Samuel. Vergessen wir nicht, dass das Leben in solch abgeschiedenen Orten
sehr unkomfortabel und hart war. Samuel besaß, wie schon erwähnt, keine Elektrizität, Maschinen, Tiere oder fließend Wasser im Haus und manche der Geschichten sind nur nachzuvollziehen unter
diesem Hintergrund. So trug er all die Jahre den Sand für seine Betonmischungen auf dem Rücken vom Strand zu seinen Baustellen hoch.
Der Muschelweg
Legendär ist Samuels Muschelpfad. In den letzten Jahren seines Lebens machte er einen starken Erblindungsprozess durch. Um den Weg für seine Sandtransporte hinunter zum Strand und zurück im häufig vorkommenden Zwielicht überhaupt noch finden zu können, legte er sich große weiße Muscheln als Wegmarkierung auf den Weg. Dies bis ein Jahr vor seinem Tode. Als er vollständig erblindete, musste er in das Altersheim nach Patreksfjördur, wo er auch starb.
Das große Altargemälde
Samuel malte zum hundertjährigen Jubiläum des offiziellen Kirchengebäudes in Selardal für dieses ein neues Altarbild, obwohl schon eines
vorhanden war. Als die Kirchgemeinde dankend ablehnte, baute Samuel kurzerhand für sein Bild eine eigene Kirche. Es ist diejenige, die heute noch auf Brautarholt steht. Er war zu diesem
Zeitpunkt schon 81 Jahre alt !
Schiffsstahl als Armierung
Für seinen aufwändigen Museumsbau und dem Eingang zum Museumsgarten verwendete Samuel schweren Schiffsstahl, den er sich mühsam aus einem gestrandeten Schiff im Nachbarfjord ausbaute. Ein alter Besucher des Museums berichtete uns vor einigen Jahren, dass er selbst als kleiner Junge Samuel von den Bergen herab kommen sah, einen schweren Eisenträger an einem Strick hinter sich herziehend.
Andere haben dies ebenfalls berichtet.
Brotkauf
Eine alte Frau berichtete vor einigen Jahren, dass sie in den Fünfzigerjahren in einem Auto mitfahrend, Samuel im Dauerlauf mit einem Brot unter dem Arm auf dem Halfdaun-Pass zwischen Talknafjördur und Bildudalur angetroffen habe. Da das Auto in der Gegenrichtung unterwegs war, konnten sie ihn nicht mitnehmen. Berechnet man die Gesamtstrecke, die Samuel für seinen Brotkauf in Talknafjördur zurück gelegt haben muss, so kommt man auf über 60 Kilometer. Andere Zeiten, andere Menschen.
Alle Menschen, die Samuel gekannt haben, hoben seine große Freundlichkeit und Herzenswärme hervor, was ihm den
Ruf "Der Künstler mit dem Herzen eines Kindes" einbrachte.